Das derzeit am meisten verbreitete Haltungssystem für Mastschweine sind unstrukturierte Buchten mit Vollspaltenböden, die
zwar ökonomisch und arbeitswirtschaftlich vorteilhaft sein können, den Anforderungen der Tiere hinsichtlich des Auslebens
des Normalverhaltens aber kaum gerecht werden. Das Ziel von IBeSt+ ist es daher, wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen,
die einen wichtigen Beitrag leisten, um neue gesetzliche Mindestanforderungen in der Mastschweinehaltung zu entwickeln. Die
dabei erzielten wissenschaftlichen Erkenntnisse können auch als Ausgangspunkt für Förder-/Labelrichtlinien in Österreich dienen, die den Ansprüchen der Tiere und der Gesellschaft unter Berücksichtigung der ökonomischen Limitationen der landwirtschaftlichen Betriebe besser gerecht werden. Dazu sollen Faktoren, die das Tierwohl beeinflussen können (z.B. Flächenangebot, Gestaltung des Liegebereichs, Lüftung, Fütterung, Herkunft der Tiere), anhand 30 bestehender Betriebe in Österreich, die
an Qualitätsprogrammen teilnehmen (15 Betriebe mit +60% Platzangebot, 50 mit + 100%), identifiziert werden. Dazu werden
Verhaltensindikatoren (z.B. Schwanzbeissen, Liegepositionen), klinische Indikatoren am lebenden Tier (z.B. Schwanz- und
Ohrverletzungen, Lahmheit, Verschmutzung) sowie am Schlachthof (z.B. Lungenveränderungen), und Aufzeichnungen zu
Erkrankungen (z.B. Atemwegserkrankungen) und Produktionsdaten (z.B. Mortalität, Zunahmen) anhand dreimaliger Betriebs ‐
Besuche zu verschiedenen Jahreszeiten erhoben. Die Daten dieser 30 Mastschweinebetriebe werden mit Daten der 8 IBeSt- Betriebe gepoolt analysiert und charakterisiert. Dadurch können vor allem Kombinationen von Faktoren (z.B. mehr Platz + verringerter Spaltenanteil) dargestellt werden, die sich auf den Betrieben besonders vorteilhaft auf Aspekte des Tierwohls auswirken. Diese Charakterisierung soll auch zur Bewertung der Ökonomie bzw. Arbeitswirtschaft herangezogen werden. Im Zusammenhang mit der Verbreitung von Tierwohl-Ställen ist auch Wissen über Motivation und Hinderungsgründe von Bäuerinnen
und Bauern zur Teilnahme an Label-Programmen entscheidend, welches im Rahmen von Interviews erfasst wird. So können
wissenschaftliche Grundlagen geliefert werden, die zur weiteren Entwicklung von Haltungssystemen als Alternative zu den bestehenden Vollspaltenbuchten im Sinne des Tierwohls beitragen.
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