Projektdetails

BML101865
05.10.2022
15.07.2023
beendet
Misteln im urbanen Raum als Frühwarnsystem für klimabedingte Waldschäden
-
39.939,00
Programm für Forschung und Entwicklung im BML
nein

beteiligte Personen/Organisationen

RolleLfnrName
Auftraggeber1Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Auftragnehmer1Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW)

zugeordnete Wissenschaftszweige

Wissenschaftszweige
Biologie

Abstract deutsch

Am Bundesforschungszentrum für Wald wurde eine Studie zu Misteln an Stadtbäumen durchgeführt. Dazu wurden die Baumkataster der Städte Wien und Graz ausgewertet. Ziel dieser Studie war es, zu ermitteln, welche Mistelarten auftreten, die Intensität der Infektion zu bestimmen und Wirtsarten zu identifizieren, die für Mistelparasitismus anfälliger sind. Gleichzeitig wurde die Abhängigkeit des Mistelvorkommens von verschiedenen Faktoren untersucht. Im Vergleich mit Daten der Österreichischen Waldinventur wurde das Potenzial der Mistel zur Ausbreitung in Wälder beurteilt. Es konnte gezeigt werden, dass das Vorhandensein der Mistel in den Städten in engem Zusammenhang mit der Art des Wirtsbaums, dem Standort, der Dichte der Bäume, dem Alter der Bäume sowie der Baumhöhe steht. In Wien wurden erstmals neue Wirtsbäume, die in der Literatur nicht bekannt sind, beschrieben. Bei den Wirtsbäumen zeigte sich oft eine ausgeprägte Anpassung der heimischen Baumarten an die Mistel (d.h. weniger Befall) und ein erheblicher Befall bei den eingeführten Bäumen. Bei einigen Arten können bestimmte Sorten gegen Mistel resistent oder weniger anfälliger sein. Bei den Schäden bzw. Krankheiten an Bäumen mit Misteln traten am häufigsten Rindenschäden auf.  In den Wäldern in der Umgebung Wiens ist hauptsächlich die Kiefernmistel auf Pinus sylvestris und P. nigra sowie die Eichenmistel vorhanden. Auch die Laubholzmistel spielt eine Rolle, z.B. auf Pappelarten. Möglicherweise stellen Bäume in den Städten einen gewissen ​„Infektionsherd“ für die Umgebung dar, falls kompatible Baumarten und Bedingungen (z.B. Waldränder) vorhanden sind. Hier könnten ausgedehnte, relativ reine Buchenbestände wie im Wienerwald ​„abschirmend“ wirken. Die offensichtliche Ausbreitung der Mistelarten ist nicht auf einen einzigen Faktor zurückzuführen; vielmehr dürften mehrere Faktoren und deren Interaktion maßgeblich sein. Die Bestimmung der Verbreitung der Mistel und der zugrunde liegenden Faktoren ist für das Grünflächenmanagement in Städten, gerade in Bezug auf dem Klimawandel, von großer Bedeutung. Es wird eine Liste von Baumarten, Hybriden und Sorten vorgestellt, die wenig bis keine Anfälligkeit für Misteln haben. Beerentragende Sträucher können Vögel von der Verbreitung der Mistelsamen ​„ablenken“. Das sorgfältige Management von Baumbeständen in Städten ist auch wegweisend für zu erwartende Waldschäden. 

Abstract englisch

A study on mistletoe on urban trees was conducted at the Austrian Research Centre for Forests. For this purpose, the tree registers of the cities of Vienna and Graz were evaluated. The aim of this study was to determine which mistletoe species occur, to determine the intensity of infection and to identify host species that are more susceptible to mistletoe parasitism. At the same time, the dependence of mistletoe occurrence on various factors was investigated. Data from the Austrian Forest Inventory served for assessing the potential of mistletoes to spread into surrounding forests. It could be shown that the presence of mistletoe in the cities is closely related to the type of host tree, the location, the density of the trees, the age of the trees as well as tree height. In Vienna, new host trees not known in the literature were described for the first time. Host trees often showed marked adaptation of native tree species to mistletoe (i.e., less infections) and significant infestation in introduced trees. In some species, certain cultivars may be resistant or less susceptible to mistletoe. In terms of damage or disease to trees with mistletoe, bark damage occurred most frequently.  In the forests in the surroundings of Vienna, mainly pine mistletoe is present on auf Pinus sylvestris and P. nigra, as well as oak mistletoe. Mistletoes on hardwood also play a role, e.g. on poplars. Possibly, city trees can act as a source of ​“infections” for the surroundings, if compatible tree species and conditions (e.g. forest edges) are present. In this respect, rather pure beech forests, like in the Viennese Woods around Vienna, can act as a certain ​“barrier”. The apparent spreading of mistletoes cannot be traced to a single factor; several factors are important and interacting. Determining the distribution of mistletoe and the underlying factors is of great importance for green space management in cities, especially in relation to climate change. A list of less susceptible or resistant tree species, hybrids and varieties is presented. Fruiting shrubs offering berries to birds in winter may ​“distract” them from spreading mistletoe seeds. Careful management of city trees is also a factor in minimizing future forest damage.