Die Diplomarbeit von Mag. Lisa Rohm, die die gesellschaftspolitische Relevanz und Aktualität von Gender im Rahmen des Pflegediskurses fokussiert, widmet sich der Problematik des zunehmenden Bedarfs an Pflegekräften und Betreuungspersonal in Österreich, besonders in der häuslichen Pflege. Die Lücke wird vermehrt durch MigrantInnen, vor allem durch Frauen aus Osteuropa, gefüllt. Dadurch findet eine Umverteilung der traditionellen weiblichen Tätigkeiten zwischen unterschiedlich privilegierten Frauen entlang von ethnischen Linien statt.
Lisa Rohm geht in ihrer Forschung näher auf Slowakinnen und Rumäninnen ein, die in der 24-Stunden-Betreuung von älteren Menschen in Wien arbeiten und in einem zwei-, beziehungsweise vierwöchigen Rhythmus zwischen Arbeitsplatz und Herkunftsort hin und her pendeln. Rohms Forschung, die auf qualitativen Interviews und teilnehmender Beobachtung in Österreich und Rumänien beruht, konzentriert sich auf die Gestaltung der transnationalen Lebens-, Arbeits- und Sorgeweisen der Migrantinnen. Die vielfältigen Wege der Frauen zwischen den Ländern werden unter Berücksichtigung der Organisation und Neuverteilung von Care-Arbeiten nachgezeichnet. Theoretisch eingebettet wird die empirische Forschung in die zunehmende Globalisierung von Care-Arbeit und in das Konzept der transnationalen Migration. Neben der Auseinandersetzung mit dem Alltag der Betreuerinnen und dem Zusammenleben mit den Gepflegten in Österreich interessierte sich Rohm vor allem dafür, wie die Migrantinnen Kontakte mit und Sorgetätigkeiten für die eigene Familie aufrechterhalten. Vielfältige Beziehungen über die geographischen Grenzen hinweg werden untersucht: Wie werden der Haushalt sowie die Versorgung der Angehörigen im Herkunftsland organisiert und wer übernimmt diese Arbeiten? Um den transnationalen Ansatz fertig zu denken, betrachtet Rohm das Leben in den Herkunftsländern näher. Rohms Forschung bietet einen wichtigen wissenschaftlichen Ansatz durch die transnationale Zugangsweise zu den Themen Care-Arbeit in Privathaushalten und globale geschlechtliche Arbeitsteilung mit einem möglichst ganzheitlichen Blick auf die
Lebensrealitäten der Pflegerinnen. Dieser Blick auf Beziehungen zu den eigenen Angehörigen und die Frage nach der Verantwortlichkeit für Care-Arbeiten im Herkunftsland der Migrantinnen dient der Schließung von Forschungslücken. Rohms im Care-Ansatz verortete Arbeit, in der die Intersektionalität Gender/Migrationshintergrund besonders erwähnenswert ist, hat sich in hoher wissenschaftlicher Qualität mit Engagement eines drängenden und relevanten Themas angenommen.
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