Projektdetails

BMBWF14030998
02.05.2017
05.11.2019
beendet
Gabriele Possanner Förderungspreis - „Rechtsfragen zur Intersexualität“
-
12.000,00
- keines -
ja
Der Gabriele Possanner-Förderungspreis dient der Auszeichnung wissenschaftlicher Leistungen auf dem Gebiet der Geschlechterforschung.

beteiligte Personen/Organisationen

RolleLfnrName
Auftraggeber1Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Auftragnehmer1Petričević Marija, Dr.

zugeordnete Wissenschaftszweige

Wissenschaftszweige
Rechtswissenschaften

Abstract deutsch

In ihrer bereits mehrfach ausgezeichneten Dissertation diskutiert Marija Petričević mit „Rechtsfragen zur Intergeschlechtlichkeit/Rechtsfragen zu Intersexualität“ ein überaus aktuelles Thema der Geschlechterforschung. Die Arbeit beschäftigt sich interdisziplinär mit den Auswirkungen des gesellschaftlich geprägten Zweigeschlechtersystems auf intersexuelle Personen. Medizinisch wird Intersexualität als Sexual-differenzierungsstörung verstanden, die dazu führt, dass Menschen durch körperliche Besonderheiten nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden können. Dennoch wird jedes Neugeborene rechtlich als weiblich oder männlich erfasst und ein Wechsel des Geschlechtseintrages ist lediglich innerhalb dieser Kategorien möglich. In der Folge sind betroffene Kinder frühzeitig irreversiblen medizinischen Maßnahmen zur Geschlechtsnormierung ausgesetzt. Mit ihrer Dissertation verfolgt Marija Petričević mehrere Ziele: Einerseits die Aufbereitung der Frage, unter welchen Bedingungen derartige Eingriffe durchgeführt werden dürfen. Andererseits wird untersucht, ob intergeschlechtliche Menschen ein Recht auf juristische Anerkennung eines alternativen Identifikationsgeschlechts beanspruchen können. Dazu wird der juristische und medizinische Umgang mit intergeschlechtlichen Personen grundrechtlich geprüft. Die Dissertation beinhaltet sowohl gendertheoretische als auch medizinische, rechtsphilosophische und grundrechtliche Aspekte. Durch die Breite und Tiefe ihrer Analyse befördert Marija Petričević neue bemerkenswerte Einsichten zutage und macht Vorschläge, um die rechtlich gesehen noch immer sehr prekäre Situation von intersexuellen Personen zu verbessern und um ihre personale Autonomie zu gewährleisten. „Ich entschied mich zur juristischen Auseinandersetzung mit Intergeschlechtlichkeit, weil es unbeschreiblich wichtig ist, der strukturellen Benachteiligung intergeschlechtlicher Menschen sowohl im rechtlichen als auch im medizinischen Diskurs entgegenzutreten und diese Personengruppe aus der weitverbreiteten Unsichtbarkeit zu holen“, erläutert die Rechtswissenschafterin ihre Motivation sich mit dieser Fragestellung juristisch auseinander zu setzen. Ihren wissenschaftlichen Schwerpunkt erblickt sie in der Suche nach Optionen zur rechtlichen Überwindung von beschränkenden Geschlechterstereotypen und in der Anerkennung von Genderfluidität. Die Jury betont den wichtigen Beitrag der Dissertation zu einer höchst aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussion und hebt den bereits jetzt bestehenden hohen Impact-Faktor der Arbeit – vor allem im akademischen Diskurs – hervor. Bemerkenswert ist auch, dass Marija Petričević beim Verfassen ihrer Dissertation von Gabriele-Possanner-Staatspreisträgerin Univ.-Prof. Mag. Dr. Elisabeth Holzleithner betreut wurde. Die Dissertation ist bereits in der renommierten – von Paul Oberhammer herausgegebenen – Juristischen Schriftenreihe im Verlag Österreich erschienen.