Projektdetails

BKA1914260001
01.06.2019
30.09.2019
beendet
Gewalt von Söhnen und Töchtern gegen Eltern
-
16.000,00
- keines -
ja
Gewalt

beteiligte Personen/Organisationen

RolleLfnrName
Auftraggeber1Bundeskanzleramt
Auftragnehmer1Institut für Konfliktforschung

zugeordnete Wissenschaftszweige

Wissenschaftszweige
Andere Sozialwissenschaften

Abstract deutsch

Mit der Untersuchung wurde erstmals das Dunkelfeld der intergenerationellen Gewalt beleuchtet. Die Erhebung fokussierte auf Betretungsverbote der Polizei gegen Söhne und Töchter (ab Strafmündigkeit, also ab 14 Jahren, ohne Altersbeschränkung), die ihre (Stief-)Mütter und -Väter gefährdet haben. Es wurde die Form einer Pilotstudie gewählt, die die Situation in den beiden kleinsten Bundesländern, Burgenland und Vorarlberg, beleuchtet, weil ausschließlich die beiden dort tätigen Opferschutzeinrichtungen die für die Untersuchung relevanten Akten im gesamten Umfang zur Verfügung stellen konnten. Die Akten wurden in Hinblick auf verschiedenste Fragestellungen analysiert, z.B. hinsichtlich Alter und Geschlecht der gefährdeten Personen ebenso wie der GefährderInnen, der Familienkonstellationen, der Tatcharakteristika, aber auch der längerfristigen Konsequenzen, wie der Beantragung von einstweiligen Verfügungen durch die Betroffenen oder der strafrechtlichen Verfolgung. Insgesamt erfolgte eine Analyse der 51 Vorfälle, die 2018 im Burgenland und in Vorarlberg stattgefunden hatten. Es wurden sowohl die Einzelergebnisse aus den beiden Bundesländern miteinander in Bezug gesetzt als auch geschlechtsspezifische Unterschiede im Aggressionshandeln in den Blick genommen sowie einige typische Konstellationen skizziert, um unterschiedliche Problematiken, die bei den Fallanalysen deutlich wurden, zu illustrieren. Insgesamt wurden 62 Opfer (43 Mütter und 19 Väter) von 47 Söhnen und vier Töchtern gefährdet. Dabei konnte eine „typische“ Konstellation herausgearbeitet werden, in der intergenerationelle Gewalt stattfindet: Die gefährdete Person ist weiblich, Mitte fünfzig und österreichische Staatsbürgerin ohne Migrationshintergrund, die mit ihrem Sohn, Mitte bis Ende zwanzig und ohne Beschäftigung, in einem gemeinsamen Haushalt lebt. Zudem sind die GefährderInnen oftmals suchtmittelabhängig und leiden an einer psychischen Erkrankung bzw. legen ein auffällig aggressives Verhalten an den Tag. Söhne bedrohten häufig mehrere Personen gleichzeitig, vor allem beide Elternteile, aber auch andere Verwandte sowie Personen ohne verwandtschaftliche Beziehungen. Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen möglicherweise bei den Gewaltformen. In beiden Bundesländern sind insbesondere Mütter betroffen und gefährden die Töchter ausschließlich Mütter. Der Anteil der Mehrfachübergriffe ist in den beiden untersuchten Bundesländern ähnlich hoch, und jeweils ein Drittel der gefährdeten Personen möchte auf keinen Fall eine einstweilige Verfügung beantragen. Vertiefende Untersuchungen in anderen Bundesländern können aufgrund deutlich höherer Fallzahlen stärker ausdifferenzierte Ergebnisse liefern, strukturell andere Ergebnisse sind dagegen wohl nicht zu erwarten.