Das Ziel der Untersuchung ist es zu überprüfen, ob die Anwendung von Nelkenöl (und analogen Reinsubstanzen) geeignet ist, das Hornwachstum bei Ziegenkitzen und Kälbern zu unterbinden. Weiterhin soll die Wirksamkeit, Zuverlässigkeit, Belastung der Tiere und Praktikabilität mit gegenwärtig erlaubten Methoden verglichen werden. Beim Nelkenöl handelt es sich um ein kommerziell erhältliches Naturprodukt bestehend aus verschiedenen chemischen Verbindungen. Isoeugenol stellt quasi die chemische Reinsubstanz dar.
Die detaillierten Zielstellungen sind:
1. Es wird untersucht ob die Injektion von Nelkenöl oder von Isoeugenol das Hornwachstum bei Ziegenkitzen und Kälbern zuverlässig verhindert.
2. Diese alternative Methode wird zur bisherigen Methode (thermische Zerstörung der Hornanlage) hinsichtlich Veränderungen des Verhaltens, Auslösung von Stress und Schmerz sowie Sicherheit der Anwendung eingeschätzt.
3. Obwohl beide Substanzen zur Anwendung bei lebensmittelliefernden Tieren zugelassen sind und für Nelkenöl ein MRL für nicht erforderlich gehalten wird, wird des Weiteren untersucht, wie das Rückstandsverhalten des Hauptinhaltstoffes von Nelkenöl (Eugenol) bzw. des Isoeugenols einzuschätzen ist.
4. Die Tauglichkeit der Methode in der Praxis wird eingeschätzt
Die kurz- und mittelfristige Belastung der Tiere durch möglicherweise auftretende Schmerzen oder andere Einschränkungen des Wohlbefindens bei der Anwendung von Nelkenöl bzw. Isoeugenol zur Zerstörung der Hornanlage bei Ziegenkitzen und Kälbern ist zu beurteilen. Um bei einer eventuellen Belastung diese in ihrer Stärke besser einschätzen zu können, wird, neben einer Kontrollgruppe ohne Zerstörung der Hornanlage, ein Vergleich zur thermischen Methode mit Brennstab unter Lokalanästhesie (bei Kälbern) bzw. Vollnarkose (bei Ziegenkitzen) durchgeführt. Auf die Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) wird verzichtet, da die postoperativen Schmerzreaktionen dann maskiert würden und kein Vergleich zu den möglicherweise auftretenden Schmerzen bei Verwendung von Nelkenöl bzw. Isoeugenol möglich wäre. Ein Vergleich mit der derzeit bei Kälbern bis zum Alter von 14 Tagen nach Tierschutzgesetz erlaubten Methode (Ausbrennen ohne Anästhesie) ist zur Beurteilung der Belastung nicht notwendig, da zu den intra-operativ auftretenden Schmerzen und Belastungen eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten vorliegt.
Die Untersuchungen werden an 40 Ziegenkitzen und 40 Kälbern durchgeführt. Die Untersuchungen zu Rückständen werden an 20 Kitzen und 20 Kälbern durchgeführt.
Die Tiere sind zu Beginn der Studie zwischen 7 und 14 Tage alt, entscheidend ist jedoch die sichere Lokalisierbarkeit der Hornknospe. |