Um den Energieansprüchen für eine hohe Milchleistung gerecht zu werden, werden Milchkühe in der Frühlaktation mit großen Mengen an energieliefernden Kraftfuttermitteln (>40% der Ration) gefüttert. Diese Form der Fütterung hat sich in vielen Ländern wie auch in Österreich etabliert, obwohl sie sowohl tiergesundheitliche und umweltrelevante als auch zunehmend ökonomische Konsequenzen hat. Im Sinne einer nachhaltigen Agrarwirtschaft ist es daher zwingend notwendig, Wiederkäuer entsprechend ihrer physiologischen Ansprüche mit strukturreichen, raufutterbasierten und stärkearmen Rationen zu füttern.
Die Hypothese, dass der Einsatz von Heu mit einem erhöhten Anteil an Zuckern eine kosteneffiziente, energiereiche und vor allem gesunde Fütterungsstrategie für Milchkühe in der Frühlaktation bietet, soll in diesem Projekt fundiert evaluiert und gestützt werden. Unserer Hypothese zufolge führt die Verfütterung von zuckerreichem Grundfutter nicht zu einem schnellen Abfall des Pansen-pHs und stellt im Gegensatz zur Stärkefütterung somit ein geringeres Risiko für die Entstehung einer Pansenazidose dar. Folglich bietet die Verfütterung von zuckerreichem Grundfutter eine gesunde und nachhaltige Energiequelle für Milchkühe. Als Grundfutter wird ein qualitativ hochwertiges, in Österreich von der ARGE-Heumilch produziertes Heu mit einem erhöhten Zuckergehalt (ca. 200 g/kg TS) als Hauptfutterkomponente getestet.
Wir wollen mit diesem Projekt, durch eine fundierte pansenphysiologische und produktionstechnische Bewertung, eine nachhaltige Fütterungsstrategie mit zuckerreichem Grundfutter (Energieheu) für Milchkühe entwickeln, die auf den Verzicht von stärkereichem Kraftfutter abzielt. Die detaillierten Ziele sind:
1. Evaluierung der Effekte von verschiedenen Energieheu/Kraftfutter-Verhältnissen auf den Stoffwechselstatus bei Milchkühen in der Frühlaktation.
2. Evaluierung der Effekte von verschiedenen Energieheu/Kraftfutter-Verhältnissen auf die Pansengesundheit und das Pansenökosystem.
3. Produktionstechnische Bilanzierung der Verfütterung von Energieheu als gesunde Energiequelle, die Kraftfutteranteile in der Milchkuhfütterung ersetzen kann.
Wichtige Fragen, die dabei geklärt werden sollen, sind:
1. Lässt sich der Energiebedarf von frühlaktierenden Milchkühen allein durch Energieheufütterung decken, ohne dass diese Fütterungsstrategie Konsequenzen für den Stoffwechselstatus hat?
2. Welchen Einfluss haben unterschiedliche Zucker/Stärke-Verhältnisse auf die Milchleistung und Milchqualität?
3. Welchen Einfluss haben die unterschiedlichen Zucker/Stärke-Verhältnisse auf die Pansengesundheit? Kann durch den Ersatz von Stärke durch Zucker und durch die Bereitstellung von ausreichend strukturiertem Futter in Form von Energieheu der Pansen-pH stabil gehalten werden?
4. Wird die Energie- und Proteinverwertungseffizienz durch die unterschiedlichen Zucker/Stärke-Verhältnisse beeinflusst? |