In dem Forschungsvorhaben wurde die Reaktion von Pferden auf vom Menschen ausgehende, potentielle Belastungen (Anreiten, Ausbildung, Turniere, Transporte, Umstellung aus der Gruppe in Einzelboxen) anhand physiologischer Parameter untersucht. Dabei wurden die Konzentrationen des Stresshormons Kortisol im Speichel und von Kortisolmetaboliten im Kot, die Herzfrequenz und die Herzfrequenzvariabilität bestimmt. Zusätzlich erfolgten z.T. Verhaltensbeobachtungen. Die Stressreaktion von Pferden auf Training, reitsportliche Wettbewerbe und Vorführungen inklusive der Schulen über der Erde (Schulsprünge der klassischen Dressur) war erkennbar, aber nur gering. Eine Ausnahme stellte das Anreiten junger Pferde dar. Hier führte das erste Aufsitzen eines Reiters zu einer ausgeprägten Stressreaktion, die dann mit weiteren Trainingseinheiten abnahm. Auf Stress hindeutende Verhaltensmuster wurden in der Phase des Anreitens bei den jungen Pferden nicht beobachtet. Ein Longieren von Pferden mit durch Ausbindezügel erzwungener Hyperflexion von Kopf und Hals, d.h. ein im Reitsport kontrovers diskutiertes Trainingsverfahren, stellte keine höhere Belastung dar als ein Longieren mit gestreckter Kopf-Hals-Haltung. Im Gegensatz zum Reiten lösten Transporte von Pferden eine deutliche Stressreaktion aus. Bei transportunerfahrenen Pferden führen bereits Transporte über kurze Entfernungen zu einer erhöhten Kortisolfreisetzung und Veränderungen der Herzfrequenzvariabilität. Das Ausmaß dieser Veränderungen korrelierte mit der Transportdauer. Die Stressreaktion nahm bei wiederholten Transporten ab. Auch der Transport von erfahrenen Pferden führt jedoch weiterhin zu Veränderungen der Kortisolfreisetzung und der Herzfrequenzvariabilität, die auf Stress hinweisen. Eine weitere Stress-Situation ist die Umstellung von Pferden aus der Gruppe in Einzelboxenhaltung. Zusammenfassend wurde ein Spektrum von physiologischen Parametern zur Beurteilung der Belastung von Pferden etabliert. Diese Methoden sind auch auf andere Tierarten übertragbar. Verschiedene Situationen, denen Pferde regelmäßig ausgesetzt sind, wurden hinsichtlich der Belastung der Tiere analysiert. Die Ergebnisse erlauben eine vergleichende Beurteilung von potentiellen Stressoren und geben zudem einen Maßstab für Ergebnisse anderer Studien. Pferdetransporte sind wesentlich kritischer einzustufen als der Reitsport. Bei systematischer Gewöhnung von Pferden an neue Situationen nimmt die Stressreaktion zunehmend ab.
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