| Die vorliegende Studie befasst sich mit der Rückkehr der Wölfe nach Österreich, einer Entwicklung, die als Erfolg des Artenschutzes gefeiert wird, aber auch erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. Ziel war die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Modelle, die das Lebensraumpotenzial und das Konfliktpotenzial von Wölfen in Österreich darstellen. Diese sollen eine datengestützte Grundlage für ein effektives Wolfsmanagement bieten, das sowohl den Schutzstatus des Wolfs nach Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als auch die Interessen der betroffenen Menschen berücksichtigen kann. Das vorliegende Projekt hat vor allem methodische Voraussetzungen für weitere Studien geschaffen, eine Berechnung des günstigen Erhaltungszustands, die potenzielle Ausweisung von Ausschlusszonen oder eine Bewertung der Wichtigkeit einzelner Konflikte zählten jedoch nicht zu den Zielen des Projekts. Der Fokus lag auf der Erstellung von vier Modellen zur visuellen Darstellung von Lebensraum und Konfliktpotenzial:
Das Lebensraumpotenzialmodell beschreibt die Eignung von Flächen als Lebensraum für Wölfe, unabhängig von ihrer aktuellen Verbreitung. Die Ergebnisse zeigen, dass Österreich über große Flächen mit hohem Lebensraumpotenzial verfügt, insbesondere in den Alpenregionen. Diese Gebiete zeichnen sich durch eine hohe Waldbedeckung, geringe menschliche Störung und geeignete topografische Bedingungen aus.
Das Risspotenzialmodell analysiert, inwieweit bestimmte Gebiete anfällig für Nutztierrisse durch Wölfe sind. Die Ergebnisse zeigen, dass alpine Regionen mit extensiver Weidewirtschaft ein besonders hohes Risspotenzial aufweisen. Die Anwesenheit von Nutztieren (besonders von Schafen und in geringerem Ausmaß auch von Rindern) ist der stärkste Prädiktor für ein hohes Risspotenzial, gefolgt von der Nähe zu Wäldern, die Wölfen als Rückzugsgebiete dienen können.
Das Konfliktpotenzialmodell wurde auf Basis von Einschätzungen der in die Arbeitsgruppe entsandten Behördenvertreter*innen erstellt. Es kombiniert ökologische und sozio-ökonomische Variablen, um die potenzielle Intensität von Konflikten zwischen Mensch und Wolf darzustellen. Es wurde das Augenmerk auf die methodische Entwicklung der Modelle gelegt; zur Abbildung aller Interessengruppen ist die weitere Integration dieser zielführend.
Das Kombinationsmodell integriert die Ergebnisse des Lebensraumpotenzial- und Konfliktpotenzialmodells und hebt sogenannte “Hot-Spot-Gebiete” hervor, in denen die Potenziale beider Modelle hoch sind. |