| Digitale Medien sind aus dem menschlichen Alltag nicht mehr wegzudenken und haben seit
vielen Jahren auch den Bereich der psychosozialen Beratung und Therapie durchdrungen.
Dabei treten sie in Form von Telefonberatung sowie internetbasierter Beratung auf (z. B. vi-
deobasierte Beratung, E-Mail- und Chat-Beratung). Die Onlineberatung versteht sich dabei als
eine wechselseitige Kommunikation zwischen Menschen, die orts- und zeitunabhängig und,
wenn gewünscht, auch anonym erfolgen kann. Sie kann synchron oder asynchron erfolgen.
Primäres Forschungsinteresse der Studie lag auf der Frage, ob und wie weit verbreitet On-
lineberatung bzw. -therapie in Österreich ist, wie dieses Setting bewertet wird und wo ein po-
tenzieller Verbesserungsbedarf liegt.
Zur Analyse gelangten 630 (N) Fragebögen von Respondent:innen aus unterschiedlichen Ar-
beitsfeldern. Neben den geförderten Beratungsstellen (Familienberatung sowie Frauen- und
Mädchenberatung) beteiligten sich Berater:innen und Therapeut:innen aus der freien Praxis
und aus sonstigen Einrichtungen. Die Analyse der Fragebögen zeigt, dass Onlineberatung ein
weitverbreitetes Beratungssetting im psychosozialen Beratungs- und Therapiekontext in Ös-
terreich darstellt: Acht von zehn Respondent:innen bieten jeweils Telefonberatung bzw. Bera-
tung via Internet (z. B. Video, E-Mail, Chat) an. Die Telefonberatung hat eine sehr lange His-
torie in der Beratungslandschaft in Österreich, während internetbasierte Beratung zwar bereits
vor der COVID-19-Pandemie von rund einem Drittel der Respondent:innen angewendet
wurde, aber erst durch die Pandemie einen richtigen Aufschwung erlebt hat. Allerdings scheint
die Onlineberatung kein reines Phänomen der Pandemie zu sein, das nach deren Abklingen
wieder verschwindet. Im Gegenteil, Onlineberatung ist mittlerweile als fixes und wertgeschätz-
tes Setting in der psychosozialen Beratung und Therapie zu sehen und wird von Respon-
dent:innen überwiegend als Bereicherung sowie Erweiterung der eigenen Beratungs- und The-
rapiearbeit verstanden. Um die Qualität sowie die Professionalisierung der umfassenden Im-
plementierung der Onlineberatung weiter abzusichern, zeigt sich allerdings noch Modifikati-
onsbedarf. Dieser wird z. B. in flächendeckenden Standards und Richtlinien, einer gesetzli-
chen Verankerung, der Integration von Onlineberatung in Ausbildungscurricula, Fort- und Wei-
terbildungsangeboten sowie im Ausbau der digitalen Kompetenzen von Berater:innen bzw.
Therapeut:innen und auch Klient:innen bzw. der Gesamtbevölkerung gesehen. |